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6. November 2020
Der Factoringmarkt in Deutschland entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren mit einer stetigen und überdurchschnittlichen Wachstumsrate. Dennoch hat der deutsche Factoringmarkt im Vergleich zu den wichtigsten europäischen Märkten immer noch erhebliches Entwicklungspotential. Die Factoringquote hat in Deutschland im vergangenen Jahr zwar acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht, im europäischen Durchschnitt sind es aber 13 bis 14 Prozent.
Für Unternehmen bietet Factoring als alternative Finanzierungsform nicht nur eine sichere Liquiditätsquelle, sondern es hilft vor allem auch dabei, Risiken zu reduzieren und die Bilanz zu optimieren. Bei guter Bonität des Forderungsverkäufers gibt es sehr einfache operative Lösungen, die Umsetzung kann in wenigen Wochen erfolgen, und die Preise sind im Vergleich zu anderen Finanzierungsoptionen attraktiv.
Herausforderungen im Factoring
Aber auch im Factoringmarkt gibt es aktuell Herausforderungen, die zu meistern sind, wie etwa die unsichere wirtschaftliche Entwicklung sowie die temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis zum Jahresende. Nicht wenige gehen davon aus, dass im nächsten Jahr eine Insolvenzwelle auf Deutschland zukommt. Da ist zum einen der zum Jahresende auslaufende Schutzschirm der Bundesregierung für die Warenkreditversicherungen in Höhe von 30 Milliarden Euro, dessen Verlängerung ungewiss ist. Zum anderen muss man die Risiken sehen, die daraus für die Finanzierung und Absicherung der Lieferkette resultieren. Sie sind schwierig einzuschätzen und können weitreichende Folgen für den Factoringmarkt haben. Doch trotz dieses unsicheren Markrumfelds gibt es einige Trends, die den Factoringmarkt verändern werden. Der Trend zur Digitalisierung und Automatisierung ist im Factoringmarkt ungebrochen. Die Factoringsparten einiger Banken wollen Fintechs und anderen modernen Plattformanbietern diese Zukunftsfelder nicht überlassen und investieren daher kräftig in ihre eigenen Plattformen. Ein diversifizierter Produktmix sowie Internationalisierung stehen dabei im Fokus. Aber auch das Thema Nachhaltigkeit macht vor der Factoringbranche nicht halt. So hat die PB Factoring beispielsweise das sogenannte ESG-linked Factoring als Produkt entwickelt und ist gerade dabei, erste Transaktionen abzuwickeln.
Unternehmen, die dieses nachhaltige alternative Finanzierungsinstrument nutzen möchten, müssen nicht nur die Nutzung der aus dem Factoring resultierenden Finanzmittel definieren, sondern auch klar messbare Ziele im Bereich Nachhaltigkeit aufzeigen. Folgende Ziele sind beispielsweise möglich: Reduzierung des CO2-Ausstoßes oder des Wasserverbrauchs oder der Bezug von Strom aus nachhaltigen Quellen. Diese Ziele müssen in die externe Berichterstattung – zum Beispiel in den Jahresabschluss oder in einen separaten Nachhaltigkeitsbericht – aufgenommen werden.
Diese Ziele werden mit der Taxonomy der bankeigenen Factoringgesellschaft abgeglichen. Gemeinsam mit dem Factoringnehmer werden Korridore oder Schwellenwerte für die Erreichung der Ziele festgelegt und welche Auswirkungen die Erfüllung oder Nichterfüllung der Ziele auf die Konditionen und Bedingungen des Factoringprogramms haben.
Autor
Dinko Mehmedagic ist Geschäftsführer der PB Factoring GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bank in Bonn
Kontakt: info@pbfactoring.de
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